Klio
28/09/2016
di Mischa Meier, 94, 2012, 1, pp. 248-249

Die schmale Monographie behandelt in acht teilweise sehr kurzen Kapiteln Aspekte der Geschichte Siziliens im 5. Jahrhundert. Eckpunkte der Darstellung bilden Alarichs miβglückter Versuch, vom italischen Festland auf die lnsel überzusetzen, und die Herrschaft des Goten Theoderich. P(agliara) bietet keine durchgehende Darstellung, sondern erörtert in eher lockerer Folge ereignisgeschichtliche Zusammenhänge sowie Aspekte der Kirchen- und Verwaltungsgeschichte.
Die vorgeschaltete " Premessa" (13-15) skizziert kurz den Forschungsstand, woraufhin P. im ersten Kapitel anhand ausgewählter Quellen den Schrecken illustriert, den die Goten in ltalien verbreitet haben sollen (17-22); ein besonderer Akzent liegt auf den reichen Besitzungen römischer Senatoren in Sizilien, die das rege Interesse der römischen Oberschicht um 400 an der Insel erhellen. Ausgewählte Aspekte der Geschichte des Christentums in Sizilien seit Paulus werden im zweiten Kapitel erörtert (23-42). P. weist auf die grundsätzlich pronizänische Orientierung der Inselbevölkerung hin, arbeitet aber nach kurzen Spekulationen über einen möglichen Sizilien-Aufenthalt des Pelagius im Jahr 408 auch einige Anhaltspunkte für, häretische' Tendenzen heraus - ohne dabei aber sein Verständnis des Begriffs, Häresie' näher zu erläutern - und versucht vor allem auf Basis einiger Augustin Passagen Aussagen über den Pelagianismus in Sizilien zu treffen. Eher assoziativ sind die Überlegungen, die P. anläβlich der Verbannung des von Alarich 409 zum Gegenkaiser eingesetzten hemaligen römischen Stadtpräfekten Priscus Attalus auf die iparischen Inseln anstellt, die Gegenstand des dritten Kapitels sind (43-48). Die beiden anschlieβenden Abschnitte sind den Auswirkungen von vandalischen Plünderungszügen (49-52) und vandalischer Herrschaft (53-57) auf Sizilien gewidmet. P. vermutet, daβ nach dem Vertrag zwischen Geiserich und Valentinian III. im Jahr 442 nach wiederholten vandalischen Angriffen zunächst eine Ruhephase einsetzte, die den Rahmen inschriftlich bezeugter Restaurationsmaβnahmen in Syrakus und Catania geboten haben könnte; freilich hätten die Vandalen ihre Übergriffe nie gänzlich eingestellt. Auch auf dem kirchenpolitischen Sektor scheint sich die Lage nach 442 eher beruhigt zu haben - insbesondere im Vergleich zu den chaotischen Verhältnissen 440 -, was P. anhand einer eindringlichen Diskussion des Quellenmaterials aufzeigt; das Kapitel "Per la storia della Chiesa di Sicilia in epoca vandalica" (59-70) stellt damit analytisch den stärksten Abschnitt der Arbeit dar. Eher ereignisgeschichtlich ist das nachfolgende, Barbara vastitas überschriebene Kapitel ausgerichtet, das Phasen der Ruhe und weiterer vandalischer Plünderungen für die beiden ]ahrzehnte 456 476 definiert (71-74). Insbesondere in diesem Abschnitt wirkt sich freilich die weitgehende Beschränkung der Perspektive auf die Insel Sizilien aus, denn die Forschung hat in den lezten Jahren mehrfach herausgearbeitet, wie wichtig kurzfristige Schwankungen im Verhältnis zwischen den Vandalen und der weströmischen Regierung für den Umgang der Vandalen mit Römern auf ihrem Territorium sowie mit römischen Gebieten war; insofern vermiβt man die stärkere Einbeziehung der Reichsperspektive. Mit einem Ausblick auf die Zeit zwischen Odoaker und Theoderich, in dem namentlich die Herrschaftszeit des Ostgoten perspektivisch als Phase der relativen Ruhe und Prosperität herausgestellt wird (75-81), schlielβt das Werk.
P. hat sich mit der sizilischen Geschichte im 5. Jahrhundert kein leichtes Thema gewählt. Die schwierige Quellensituation erlaubt nur vorsichtige Schluβfolgerungen. Das mag mit ein Grund dafür sein, daβ er zumeist vor pointierten Thesen zurückscheut und eher Quellen und Forschungsthesen revuepassieren läβt. Dies geschieht allerdings mitunter in einem eher befremdlichen Ausmaβ. Ketten von Zitaten reihen sich aneinander. Quellentexte werden in extenso zitiert, ohne im Anschluβ einet näheren Analyse unterzogen zu werden. So wird etwa im Kapitel über "La fine dì Prisco Attalo" - ausgehend vom Exil des ehemaligen Gegenkaisers - über die Liparischen lnseln als Verbannungsort in Kaiserzeit und Spätantike räsoniert, ohne daβ daraus weiterer Erkenntnisgewinn für das Thema, Sizilien' folgt. Die Beispielreihe gipfelt in einem zwölfzeiligen Zitat von Cass. Var. 3,47,1-2, über die Exilierung des Curialen lovinus zwischen 507 und 511, das nichts zur Sache beiträgt (46). Zieht man die langen, nicht immer analytisch weiterführenden Zitate ab, so schrumpft die Arbeit rasch auf den Umfang eines gröβeren Aufsatzes zusammen. Insofern war die Publikation des Textes als Monographie nicht eben glücklich; denn dadurch wurden Erwartungen geweckt, welche die Untersuchung letztlich nicht einzulösen vermag.;

Riferito a

SEIA n.s. XIV 2009

Contributo alla storia di Sicilia nel V sec. d.C. n.s. XIV 2009

Pagliara Alessandro
Anno: 2009
Altre recensioni
  • 28/09/2016 - Latomus - Vedi
  • 28/09/2016 - Athenaeum. Studi Periodici di Letteratura e Storia dell'Antichità - Vedi